Biodiversität in Unterfranken
Auch wenn Bayern reich gesegnet ist an schönen Landschaften, kann das nicht darüber hinwegtäuschen, dass etwa die Hälfte aller bayerischen Tier- und Pflanzenarten gefährdet ist. Mit der bayerischen Biodiversitätsstrategie "Natur. Vielfalt. Bayern." hat der Ministerrat 2008 ein umfangreiches Programm zum Erhalt der wildlebenden Arten, ihrer Populationen und Lebensräume, der Vielfalt der bayerischen Kulturlandschaften und der Kulturpflanzensorten und Nutztierrassen gestartet. 2014 folgte das „Biodiversitätsprogramm Bayern 2030 [Dateiformat: pdf]“.
Auch Unterfranken nimmt seine Aufgabe im Interesse unserer und zukünftiger Generationen sehr ernst.
Die Ziele der internationalen Staatengemeinschaft, den Klimawandel zu bremsen und den Temperaturanstieg auf maximal 2°C zu begrenzen sowie den Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen, können nur erreicht werden, wenn jeder einzelne von uns dazu beiträgt.
Die Broschüre „Natur.Vielfalt.Unterfranken“ bringt Ihnen das Thema Biodiversität sowie den Gefährdungsgrad vieler Arten und Lebensräume näher. Denn eine nachhaltige, gesunde wirtschaftliche Entwicklung ist nicht ohne den Schutz und den Erhalt der biologischen Vielfalt möglich. Die Broschüre kann auch in gedruckter Form direkt bei der Regierung von Unterfranken bestellt werden.
Beispielprojekte:
Förderung des Feldhamsters in Unterfranken – Feldhamster-Hilfsprogramm FHP3 und weiterer Maßnahmen
© Helmut Heimpel, Piclease
Der in Deutschland „vom Ausstreben bedrohte“ und in Bayern „stark gefährdete“ Feldhamster (Cricetus cricetus) besitzt in den Gäulagen der unterfränkischen Landkreise Kitzingen, Schweinfurt und Würzburg sowie im benachbarten mittelfränkischen Uffenheimer Gau seinen bayerischen Verbreitungsschwerpunkt. Zur aktiven Förderung langfristig überlebensfähiger Feldhamsterpopulationen setzen Naturschutzbehörden, Landespflegeverbände, Landesbund für Vogelschutz, Bayerische KulturLandStiftung, das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie die Landesanstalt für Landwirtschaft seit 2001 ein Feldhamster-Hilfsprogramm um.
Zur Erprobung des neuen Fördermoduls „Flexible Getreidestreifen" (FHP3), welches neben Ernteverzicht auf flexibel umsetzbaren Streifen eine flache Bodenbearbeitung sowie den Verzicht auf Rodentizide beinhaltet, wurden 2013 erstmals Landnutzer geeigneter Flächen beworben, die Umsetzung dokumentiert sowie begleitende Erfolgskontrollen durchgeführt. In der intensiv genutzten Agrarlandschaft der Gäuflächen konnten so etwa 10 km Getreidestreifen realisiert werden. Die Maßnahmenflächen zeigten dabei eine sehr hohe Feldhamster-Besiedelungsdichte.
Feldhamster Hilfsprogramm, Folder [Dateiformat: pdf]
Beweidung mit Wasserbüffeln im Hafenlohrtal
© Christian Salomon
Die Wasserbüffelbeweidung im Hafenlohrtal ist Teil einer Auenrevitalisierung im Hafenlohrtal. 2008 befanden sich auf den 13 Hektar großen Talweiden noch monotone Fichtenkulturen und strukturarme Nassbrachen. Seit 2009 weidet dort eine Wasserbüffelherde und entwickelt durch Fraß, Vertritt, natürlichen Dung und das Anlegen von Suhlstellen einen sehr struktur- und artenreichen Lebensraum. Seltene Tier- und Pflanzenarten wie Sumpffarn (Thelypteris palustris), Grasfrosch (Rana temporaria), Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Phengaris nausithous), Fadenmolch (Lissotriton helveticus) sowie die Vogelfauna werden durch die Anwesenheit der Wasserbüffel gefördert. Einige Arten wie Großer Feuerfalter (Lycaena dispar), Südlicher Blaupfeil (Orthetrum brunneum) oder Kleine Pechlibelle (Ischnura pumilio) sind durch die Beweidung erst eingewandert. Auch die Artenzahl auf den botanischen Beobachtungsflächen zeigte nach vier Beweidungsjahren einen starken Anstieg.
Seit 2013 verbringen die Tiere den Winter auf einer Freilandkoppel mit Offenstall bei Bergrothenfels. Sie werden dort mit Heu von umliegenden Wiesen gefüttert.
Das Projekt wird durch die Naturschutzbehörden, den Naturpark Spessart, den WWF, den Bund Naturschutz und den Landesbund für Vogelschutz unterstützt. Neben finanzieller Förderung werden dabei vor allem Beratung, Öffentlichkeitsarbeit und ökologisches Monitoring geleistet. Das Bio-Fleisch der Wasserbüffel wird zur Selbstabholung direkt vermarktet.
Wasserbüffel im Hafenlohrtal, Folder [Dateiformat: pdf]
Grünlandprojekt im Dammbachtal
© Christian Salomon
Das Dammbachtal im Landkreis Aschaffenburg beinhaltet rund 500 Hektar artenreiches Grünland. Die dortigen Streuobstwiesen und Magerrasen sind eine wahre Fundgrube für seltene Tier- und Pflanzenarten wie Warzenbeißer (Decticus verrucivorus), Kleiner Vogelfuß (Ornithopus persillus), Echte Mondraute (Botrychum lunaria), Grünspecht (Picus viridis) und Schlingnatter (Coronella austriaca). Wie in vielen Spessarttälern führten die steilen und mageren Standortverhältnisse sowie der strukturelle Wandel in den letzten Jahrzehnten jedoch zu einer verbreiteten Nutzungsaufgabe und einem Verbuschen der Landschaft.
Mit Unterstützung durch die Naturschutzbehörden, die Gebietsbetreuung im Naturpark Spessart und den Landschaftspflegeverband Aschaffenburg startete 2009 ein Grünlandprojekt. Seitdem haben örtliche Landwirte über 10 Hektar verbuschtes oder verbrachtes Grünland wiederhergestellt bzw. wieder in Nutzung gebracht. Lokale Tierbestände wurden aufgestockt oder auf Extensivrassen umgestellt. Streuobstnutzungen wurden reaktiviert sowie begleitende Öffentlichkeitsarbeit über Infotafeln, Bürgerversammlungen und Exkursionen betrieben. Bei den jährlichen Aktionstagen unterstützen freiwillige Helfer beim gemeinsamen „Landschaftsputz“ und tragen somit zum Erhalt dieses artenreichen Wiesentals bei. Die wertvollsten Grünlandflächen werden ab 2015 durch das Bayerische Vertragsnaturschutzprogramm gefördert.
Grünlandprojekt im Dammbachtal, Folder [Dateiformat: pdf]
Artenhilfsprogramm Arnika im Bayerischen Spessart
© Christian Salomon
Die Arnika (Arnica montana) zählt zu den Pflanzenarten, für deren Erhalt Deutschland eine besondere Verantwortung besitzt. Als Gewächs magerer Wiesen, insbesondere Borstgrasrasen, war sie einst auch im Spessart weit verbreitet. Durch Bebauung, Intensivierung oder Aufgabe von Grünlandnutzungen sowie durch intensives Absammeln der Blüten für medizinische Zwecke hat sich der Bestand in den letzten Jahrzehnten jedoch auf wenige Kleinstvorkommen ohne langfristige Überlebenschancen reduziert.
In Kooperation mit dem Naturpark Spessart e.V. wurden alle verbliebenen Vorkommen erfasst und die jeweiligen Grünlandnutzungen über freiwillige Absprachen und Vertragsnaturschutz optimiert. Zudem laufen seit 2014 aktive Vermehrungsmaßnahmen über regionale Wildsamen. Mit Unterstützung durch den Botanischen Garten Würzburg werden jährlich einige Hundert Arnikapflanzen angezogen und im Umfeld der verbliebenen Wildvorkommen ausgepflanzt.
Ähnliche Maßnahmen laufen seit 2016 für das bayernweit einzige Vorkommen des Haarstrangblättrigen Wasserfenchels (Oenanthe peucedanifolia) im Naturschutzgebiet Sinngrund.
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