Feldhamster in Unterfranken
Der Feldhamster ist ein Bewohner der Agrarlandschaft, der sich vom ehemals gejagten Ernteschädling zu einer heute vom Aussterben bedrohten Tierart entwickelt hat. Er wird auf der Roten Liste für Deutschland geführt und ist eine europarechtlich geschützte Tierart des Anhang IV der FFH-Richtlinie. Damit steht er unter strengem Schutz und gilt seit 2020 mittlerweile auch weltweit als vom Aussterben bedroht.
Ökologie, Lebensraum und Gefährdung
Der Feldhamster (Cricetus cricetus) ist ein 20-30 cm großes, nachtaktives Nagetier, das zwischen 200 und 650 g schwer werden kann. Der Feldhamster lebt als ehemaliges Steppentier und Kulturfolger auf Acker- und Brachflächen mit gut grabbaren, ausreichend tiefgründigen Löss- und Lösslehmböden. Dort gräbt er seine zum Teil über einen Meter tiefen Baue und sorgt durch seine Grabaktivitäten für eine gute Durchmischung, Mineralisierung und Durchlüftung des Bodens. Feldhamster ernähren sich von Kulturpflanzen und Feldfrüchten, wie Getreide, Zuckerrübe und Erbsen, aber auch Ackerwildkräutern, verschiedenen Insekten und Schnecken. Für den Wintervorrat lagern die Hamster überwiegend Getreide und Pflanzenwurzeln in ihre Baue ein. Zwischen Mitte August und Ende Oktober beginnen die Feldhamster ihren Winterschlaf in ihren tiefen, unterirdischen Winterbauen und ernähren sich in den Wachphasen von ihren vorher gesammelten Vorräten. Die Überwinterung dauert im Durchschnitt 6 Monate, sodass die Feldhamster zwischen Mitte März und Mitte Mai wieder oberirdisch aktiv werden. Generell leben Feldhamster als Einzelgänger und dulden nur zur Paarungszeit einen Partner. Die Nager gelten als R-Strategen, die sich innerhalb eines Fortpflanzungszeitraumes mehrfach fortpflanzen, um viele Nachkommen zu produzieren. Hamsterweibchen ziehen i.d.R. 2 Würfe mit durchschnittlich 6-10 Jungen groß. In freier Wildbahn lebt ein Feldhamster meist nicht länger als ein bis zwei Jahre.
Schon seit den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts sinkt der Bestand der Feldhamster deutlich. Die Ursachen sind vielfältig und komplex, jedoch gefährdet besonders der Verlust von Lebensräumen mit Schutz und Nahrung das Überleben der Nager. Effizientere Maschinen und Pestizide in der konventionellen Landwirtschaft lassen kaum Erntereste und Beikräuter für den Feldhamster übrig. Durch die immer größer werdenden Ackerschläge kann es zu Mangelernährung durch monotone Nahrung kommen. Nach der Ernte verlieren die Feldhamster schlagartig ihre Deckung vor Prädatoren, wie Füchsen und Greifvögel. Dieses Problem wird durch den verfrühten Erntebeginn bedingt durch den Klimawandel zusätzlich verstärkt, was zu einem Populationsrückgang führt, da die Anzahl erfolgreicher Würfe abnimmt. Die zunehmende Versiegelung von Flächen durch Siedlungs- und Verkehrsbauvorhaben gehen meist zu Lasten von landwirtschaftlich genutzten Bereichen. Dadurch gehen Feldhamsterlebensräume unwiederbringlich verloren und Populationen werden voneinander getrennt und isoliert, sodass kein genetischer Austausch mehr stattfinden kann. Größere Straßen und Verkehrswege stellen zudem nicht nur eine Barriere für Feldhamster dar, sondern bringen auch ein hohes Todesrisiko mit sich.
Der Feldhamster in Unterfranken
Das Verbreitungsgebiet des Feldhamsters reicht von der zentralasiatischen Steppe über Osteuropa bis nach Mittel- und Westeuropa. In fast allen europäischen Staaten, in denen die Art vorkommt, sind die Bestände zurückgegangen – in einigen Ländern sogar bereits ausgestorben. Inzwischen gilt der Feldhamster auch auf globaler Ebene als vom Aussterben bedroht (Least Concern, IUCN Red List). In Deutschland gibt es nur noch in 9 Bundesländern Feldhamster mit zum Teil nur wenigen Einzelexemplaren bis hin zu ausgedehnteren Vorkommen in Mitteldeutschland. Auch in Bayern ist das Verbreitungsgebiet des Feldhamstern in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen, weshalb sich die letzten Vorkommen dieser Art nur noch in Mainfranken zwischen Schweinfurt und Uffenheim erstrecken. In Unterfranken kommt der Feldhamster schwerpunktmäßig noch in den Landkreisen Würzburg, Schweinfurt und Kitzingen vor, mit kleinräumigen Ausläufern bis in den Landkreis Main-Spessart und den mittelfränkischen Landkreis Neustadt/Aisch. Das mainfränkische Feldhamstervorkommen kann dabei nach derzeitigem Kenntnisstand in 26 getrennte Teilvorkommen aufgeteilt werden, die durch für den Feldhamster massive Barrieren, wie stark befahrene Verkehrswege oder dauerhaft wasserführende Gewässer voneinander getrennt sind.
In Bayern und bundesweit ist der Feldhamster auf der Roten Liste als „vom Aussterben bedroht“ (Rote Liste 1) eingestuft. Als Art der FFH-Richtlinie ist der Hamster im Anhang IV (streng zu schützende Art von gemeinschaftlichem Interesse) aufgeführt. Letzteres verpflichtet die EU-Mitgliedstaaten zur Sicherung langfristig überlebensfähiger Populationen.
Schutzmaßnahmen + Programme in Unterfranken
Für den Schutz des Feldhamsters ist es besonders wichtig ihm ganzjährig ein breites Spektrum an Schutz- und Nahrungsangeboten zur Verfügung zu stellen. Das Angebot der Deckung ist besonders nach der Getreideernte im Sommer essentiell, damit die Hamsterweibchen ungestört ihren zweiten Wurf großziehen können und die Feldhamster mit dem Sammeln und Einlagern von Nahrung für den Winterschlaf beginnen können.
Im Zuge des Aktionsprogramms bayerische Artenvielfalt werden in Unterfranken verschiedene Maßnahmen aus dem Feldhamsterhilfsprogramms (FHP) angeboten, an denen sich Landwirte über freiwillige Bewirtschaftungsverträge beteiligen können und für Ihre Arbeit und den Ernteausfall entschädigt werden.
Aktuelle Maßnahmen sind folgende:
- Ernteverzichtsstreifen (FHP3)
Die flexiblen Ernteverzichtsstreifen sind eine einjährige Maßnahme, bei der Streifen mit einer Breite von 6-12 m in Getreidefeldern bzw. Körnerleguminosen nach der Ernte stehen gelassen werden. Die unbeernteten Streifen dürfen ab 01. Oktober gemulcht bzw. flach gegrubbert werden. Ab 15.10. ist auch flaches Pflügen gestattet.
- Feldhamsterinsel (NEU ab 2021)
Die Feldhamsterinsel stellt eine mehrjährige Maßnahme dar, die den Feldhamstern während ihrer gesamten Aktivitätsphase Schutz und Nahrung bietet. Hierbei wird eine bis zu 6 ha große Fläche im „3-Streifenmodell“ bewirtschaftet. Dafür werden streifenweise mit einer Breite von 6-12m abwechselnd Getreide, Luzerne und Blühsaaten angebaut. Auf den Getreidestreifen erfolgt wie beim FHP3 Ernteverzicht.
Die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Landwirten ist der Grundstein für den Feldhamsterschutz, da durch feldhamsterfördernde Bewirtschaftung auf den Ackerflächen – dem Lebensraum des Feldhamsters - ausreichend Deckung, Nahrung, sowie eine große Kultur- und Strukturvielfalt geschaffen werden soll. Demzufolge gibt es in jedem „Hamster-Landkreis“ in Unterfranken jeweils einen erfahrenen Ansprechpartner, welcher die Maßnahmen des Feldhamsterschutzprogramms und deren Umsetzung bewirbt, Landwirte berät und betreut.
Ansprechpartner
Landkreis Würzburg:
Heiko Lanig
Landschaftspflegeverband Würzburg e.V.
h.lanig@lra-wue.bayern.de
Landkreis Schweinfurt:
Dr. Claudia Kriegebaum
Bayerische Kulturlandstiftung
Claudia.Kriegebaum@BayerischeKulturLandStiftung.de
Landkreis Kitzingen:
Janina Kempf
Landesbund für Vogelschutz Unterfranken
janina.kempf@lbv.de
- Regierung von Unterfranken - Naturschutz
Ansprechpartner
Ansprechpartner für Feldhamster
Telefon: +49 (0)931 380-1193
Fax: +49 (0)931 380-2193
E-Mail: umwelt@reg-ufr.bayern.deHausanschrift
Peterplatz 9
97070 WürzburgPostanschrift
97064 WürzburgTelefon +49 (0)931 380-00Fax +49 (0)931 380-2222Öffnungszeiten allgemein
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