Pilotprojekt „Funkzähler in der Bergtheimer Mulde“ gestartet
042 - 15.07.2024
Pilotprojekt „Funkzähler in der Bergtheimer Mulde“ gestartet
- Presseinformation -
Würzburg (ruf) – Die Auftaktveranstaltung zum Pilotprojekt für die online Datenerfassung von Wasserentnahmen mit Funkzählern in der Bergtheimer Mulde fand am 03. Juli 2024 an der Regierung von Unterfranken statt. Fachleute aus Wasserwirtschafts- und Landwirtschaftsverwaltung berieten über die Struktur der Projektabwicklung. Demnach wird eine Kernarbeitsgruppe mit Fachkräften der Regierung von Unterfranken, der Wasserwirtschaftsämter Aschaffenburg und Bad Kissingen sowie dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg eingerichtet. Diese wird sich während der fünfjährigen Projektlaufzeit mit der Auswahl der geeigneten Mess- und Übertragungstechnik, der Einrichtung der Wasserzähler und Drucksonden zur Erfassung der Wassermengen und Grundwasserstände sowie dem sich daran anschließenden Regelbetrieb des neuartigen Messsystems befassen. Je nach Fragestellung werden weitere Fachstellen hinzugezogen, wie die Fachhochschule Weihenstephan-Triesdorf mit dem Institut für Gartenbau, die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim, die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, das Bayerische Landesamt für Umwelt, die Arbeitsgemeinschaft für Landtechnik und Landwirtschaftliches Bauwesen in Bayern e.V. und das Landratsamt Würzburg.
Auf das eng vernetzte Projekt haben sich die Bayerischen Staatsministerien für Umwelt und Verbraucherschutz sowie Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus im Jahr 2023 verständigt. Die Kosten in Höhe von ca. 700.000 Euro werden von beiden Ressorts getragen. Nachdem die Projektstelle, die beim Sachgebiet Wasserwirtschaft der Regierung von Unterfranken angesiedelt ist, im April besetzt werden konnte, beginnt nun die Projektumsetzung.
Das Projekt gliedert sich in drei Projektphasen. Im Zuge der Vorplanung erfolgt zunächst die Recherche über vorhandene technische Lösungen und die Festlegung für den Einsatz in der Bergtheimer Mulde. In diese Phase fällt auch die Kontaktaufnahme mit relevanten Betreibern von Brunnen der öffentlichen Trinkwasserversorgung und landwirtschaftlichen Betrieben sowie einzelnen Gewerbebetrieben, die über das Projekt informiert werden und mit deren Unterstützung Daten zu den vorhandenen Randbedingungen der Brunnen gesammelt werden. In der zweiten Projektphase wird die technische Ausrüstung ausgeschrieben und beschafft. Die bisherige Recherche zeigt, dass in Deutschland vergleichbare Systeme zur Dokumentation von Brauchwasserentnahmen kaum vorhanden sind. Ein im Landkreis Diepholz (Niedersachen) im Rahmen eines Pilotprojektes eingerichtetes Erfassungssystem wird näher betrachtet, ob es für die Verhältnisse in der Bergtheimer Mulde geeignet ist. Bei der Systemauswahl sind noch verschiedene Fragen zu klären, wie z.B. die Tauglichkeit der vorhandenen Messeinrichtung für die Aufrüstung mit entsprechenden digitalen Modulen zur Erfassung und Übertragung von Messdaten, die Eignung der unterschiedlichen Funknetze sowie die Möglichkeit zur Einrichtung und zum Betrieb einer Online-Datenbank mit Zugriffsrechten für die jeweiligen Brunnenbetreiber auf ihre eigenen Daten und mit Zugriff der Verwaltungsstellen auf die Gesamtdaten bei gleichzeitiger Gewährleistung des Datenschutzes. Nach einer zunächst testweisen Ausrüstung einiger Brunnen und Einrichtung der Datenbank ab voraussichtlich 2025 werden anschließend möglichst alle der rund 100 relevanten Brunnen mit der Messtechnik ausgestattet. Damit kann nach derzeitigem Zeitplan der operative Betrieb 2026 beginnen. In einer dritten Phase des Pilotprojektes ist die Erstellung eines Konzeptes vorgesehen, das weitere Einsatzmöglichkeiten des neuen Messsystems aufzeigen soll. Gedacht ist dabei an die Unterstützung der Bewässerungsberatung, den möglichst effizienten Wassereinsatz oder die Unterstützung bei der Wasserverteilung zwischen den einzelnen Nutzern. Das Projektende ist für Mitte 2029 vorgesehen.
Das Pilotprojekt „Funkzähler in der Bergtheimer Mulde“ ist darauf ausgelegt, die Erkenntnisse über die Grundwassersituation und die Einflüsse der Grundwasserentnahmen weiter zu verbessern. Nach Fertigstellung des Landschaftswasserhaushaltsmodells, das unter Federführung des Wasserwirtschaftsamtes Aschaffenburg bearbeitet und dessen Ergebnisse im letzten Jahr veröffentlicht wurden, ist das Pilotprojekt nun ein weiterer Baustein, um die angespannte Wassersituation in der Region noch genauer zu erfassen. Darüber hinaus wird die neue Messtechnik den Brunnenbetreibern die Erstellung ihrer Jahresberichte zu den Wasserentnahmen erleichtern, die den Behörden regelmäßig vorzulegen sind. Durch die Automatisierung der Datenerhebung sollen künftig Fehlerquellen vermieden und die behördliche Kontrolle der Entnahmen unterstützt werden. Bei erfolgreicher Abwicklung des Pilotprojektes ist von einem Modellcharakter der Bergtheimer Mulde für die Erfassung von Wasserentnahmen auch in anderen Gebieten Bayerns auszugehen.